Kleiner Road-Trip in den Ost-Anden
16 02 2012Da uns die bisherigen Busreisen so grossen Spass gemacht haben (haha!) legten wir fuer die Weiterreise gleich nochmal etwas nach und sind in ca. 25h von Puerto Iguazu nach Salta (Nordwesten) gefahren. Ziel war es dort, insbesondere auch aus historischen Gründen (z.B. Inka-Kultur), etwas die Umgebung auf der Ostseite der Anden zu erkunden. Um dies zu realisieren entschieden wir uns ein Auto in Salta fuer ein paar Tage zu mieten, um einfach flexibler/unabhängiger agieren zu können.
Am Abend lernten wir noch zwei nette Argentinierinnen kennen (Majo, Cecilia). Nach einigen interessanten Gesprächen sowie ein paar Drinks beschlossen wir den nächsten Tag gemeinsam in Salta zu verbringen. Wir erkundeten gemeinsam etwas die Stadt und stiegen bei wieder einmal „gesunden Temperaturen“ auf die der Stadt sehr nahe gelegene Anhöhe San Bernando. Dort hatte man eine schöne Sicht über die Stadt. Fuer den Rückweg nutzten wir die Seilbahn. In der Stadt buchten wir nach etwas Vergleichsmarathon ein Auto. Majo half uns noch dabei, d.h. insbesondere Detailfragen zu klären, da die handelnden Personen sowie vertraglichen Grundlagen nur auf spanisch verfügbar waren. Nach einigen mehr als „kuriosen/unseriösen“ Geschichten anderer Traveler zuvor diesbzgl. wollten wir kein Risiko eingehen. Die Mädels verliessen uns dann am Abend sehr herzlich um in der Nähe zu campen.
Am nächsten Tag begann unsere geplante Rundreise. Wir hatten uns nach einiger Recherche eine Route mit entsprechenden Zielen in der Region Salta und Jujuy überlegt. Unsere Route sollte uns dabei auch über Teile der längsten Strasse der Welt führen (Route 40, ca. 5000km). Nach etwas Gewöhnung im argentinischen Strassenverkehr waren wir dann „on the Road“. Das erste Tagesziel war der ca. 180km südlich von Salta gelegene Ort Cafayate. Auf dem Weg genossen wir bereits die landschaftliche Abwechslung und wundervollen Farbspiele der Natur von grünen Tälern über Canyons bis hin zu Sand- und Felswüsten. Beeindruckte uns sehr! Unterwegs stoppten wir u.a. an einem Stausee (Cabra Corral) und an unterschiedlichen Punkten des sehr bekannten Reservats „Quebrada de las Conchas“ (hier insb.: La Gargante del Diablo und El Anfiteatro). Am Abend in Cafayate angekommen fanden wir spontan ein sehr schönes Hostel (relaxt, familiär) und erkundeten die kleine Stadt noch ein wenig.
Etwas übermüdet gab uns die (geplante) Weiterreise in den ca. 160km nordwestlich von Cafayate gelegenen Ort Cachi einen ersten Eindruck vom Rest der geplanten Rundreise. Nach einigen Kilometern bei bestem Wetter wurden wir durch Mutter Natur zur Umkehr gezwungen, da uns die Information zugetragen wurde das immer wieder weitere Streckenabschnitte unseres geplanten Weges durch Wassermassen unterspült oder überflutet waren.
Anm.: Man muss wissen das die Streckenverhältnisse in diesen Regionen zwischen gut ausgebauten Landstrassen, nervigen Schotterpisten und einfachen Sandwegen kontinuierlich variieren. Eine Konstanz der Streckenqualität ist somit fast nie gegeben. Insbesondere immer wieder auftretende heftige Regenfälle machen Teile dieser Strecken temporär unpassierbar, z.T. auch nicht fuer 4×4 Fahrzeuge. Problem dabei ist, dass man keine aktuellen Informationen zur Verfügung hat bzw. bekommt, d.h. entweder soweit fahren wie es geht und/oder mit anderen Reisenden kommunizieren und dann das Risiko abschätzen was mit dem eigenen Auto möglich ist.
Hinter San Carlos war dann erstmal Ende fuer uns und wir mussten uns eine neue Route überlegen. Um unsere Ziele nicht aus den Augen zu verlieren beschlossen wir (schweren Herzens), auf Basis der bis dato erhaltenen Informationen und der lt. Karte möglichen (eingeschränkten) Routen in diesem Gebiet, zunächst einen Grossteil des selben Weges Richtung Salta zurück zu fahren, um dann einen Abzweig zu dem ebenfalls bekannten westlich von Salta gelegenen Gebiet „Quebrada del Toro“ zu nehmen. Dieses Gebiet wird u.a. durch den legendären „Tren de la Nubes“ (Zug in die Wolken) durchfahren. Dieser fuhr zu unserer Zeit allerdings nicht (war eine Option zuvor ;)). Eine vermeintliche Abkürzung zur Hauptstrecke in diese Region kostete uns Zeit und Nerven, da es keine (fuer uns) „gewohnten“ Beschilderungen gab. Wir irrten kilometerlang durch verlassene und z.T. schlecht befahrbare Feldwege, nur mit der Orientierung an Sonnenstand und Elektrizitätsmasten. Irgendwann fanden wir dann doch glücklicherweise den besagten Ort. Die Zeit rannte allerdings auch gnadenlos gegen Dunkelheit. Die besagten jederzeit unvorhersehbaren Streckenverhältnisse lies ein nächtliches Fahren nicht wirklich zu.
Da wir nicht wussten was uns noch alles erwarten würde und die sich dort in unmittelbarer Nähe befindlichen Orte nicht wirklich zum Übernachten einluden beschlossen wir nochmal die notwendigen Dinge (Tanken, Essen, Trinken etc.) vorzunehmen und dann soweit zu fahren bis es dunkel wurde. Als es soweit war parkten wir dann einfach neben der Strecke (Schotterpiste), direkt neben den Gleisen des Tren de las Nubes, und verbrachten die Nacht bei Filmchen und Bier im Auto.
Am nächsten Morgen dann Weiterfahrt Richtung San Antonio. Unterwegs besuchten wir u.a. noch eine alte Inka-Ruine bei Santa Rosa de Tastil, aber mehr als entsprechende Steinhaufen und dem Erahnen welche Ausmasse dieser Ort mal hatte, fanden wir nicht vor. In San Antonio angekommen stoppten wir in einem kleinen Hotel, um uns zu stärken und etwas zu relaxen. Im Rahmen dieses Stopps trafen wir auf ein holländisches Pärchen, das uns von unserer (bereits umdisponierten) Route abriet, da mit unserem Auto nicht möglich bzw. auch Streckenabschnitte gesperrt etc.. OK, also wieder Umplanung angesagt! Wir hatten somit, unter Berücksichtigung unser aktuellen Position und der Vermeidung eines wiederholten Fahrens des selben Weges zurück, nur noch eine einzige Möglichkeit in die gewünschte Region Jujuy auf einer lt. Karte befestigten Strasse zu kommen die wir dann auch in Angriff nahmen. Auf diesem Wege besuchten wir noch ein altes Viadukt (auf ca. 4200m gelegen, 224m lang, 64m hoch) und machten uns dann auf den Weg die befestigte Strassen zu erreichen. Dabei galt es allerdings ca. 70km von San Antonio aus mehr als unangenehme Streckenverhältnisse zu überstehen. Auf dieser Strecke ereilte uns dann bei ca. 4800m u.a. Hagel, Schnee und Regen. Die Dunkelheit kam auch wieder näher.
Wir waren, unter Berücksichtigung der Gegebenheiten, gut unterwegs. Aber ca. 30 km vor unserer erhofften Abzweigung auf bessere Streckengegebenheiten war dann (leider) doch Schluss. Nach zig heiklen gut gemeisterten Situationen unterschätzten wir dann doch einen über/-unterspülten Streckenabschnitt und blieben stecken bzw. „versenkten“ unser Gefährt, d.h. gar so tief, das der Innenraum voll brauner Sosse lief. Natürlich versuchte man alles, aber es gab absolut keine Chance das Auto in irgendeiner Weise zu bewegen. Das Wasser stieg und stieg! Wir retteten zunächst alles was ging aus dem Auto und hofften auf Hilfe. Dazu kann man sich das ungefähr so vorstellen…man befand sich im absoluten Nichts (naja, wir sahen einen rauchenden Schlot entfernt), kurz vor Dunkelheit, kalt da auf ca. 4000m (Wassertemperatur ca. 3-5 Grad), es begann zu regnen, kein Handyempfang, bevorstehende Diskussionen mit Autoverleih etc.! Die Stimmung war nicht gerade auf dem Höhepunkt ;).
Aber…egal wer da seine Finger im Spiel hatte…wir hatten so etwas von Glück, d.h. ein paar Minuten später kam ein Jeep vorbei der unsere Situation realisierte und die sprachlichen Barrieren eine absolut untergeordnete Rolle spielten. Er war, wie sich später herausstellte, der leitende Vorarbeiter der nahe liegenden (Borax) Fabrik/Mine. Er organisierte sofort ein paar Männer und einen Radlader (kein Witz!), um uns raus zu ziehen. Wir sahen bei der Radlader-Aktion das Auto schon in alle Einzelteile zerlegt ;). Aber die Jungs waren einfach schmerzfrei. Im Laufe dieser ganzen Zeit spürten wir beide unsere Gliedmassen nicht mehr wirklich, da wir die ganze Zeit barfuss und kurzen Klamotten alle möglichen Rettungsaktionen selbst durchführten oder dann unterstützten – immer im eisig kalten Wasser/Regen. Es war absolut kein Geschenk, um es mal mehr als nett auszudrücken!
Natürlich verlief die Rettungsaktion fuer das Auto nicht völlig schadlos, aber egal es war erst einmal „gerettet“, die Fluten entwichen etwas aus dem Innenraum und es lief sogar noch. Da es bereits dunkel wurde und an eine Weiterreise via Auto nicht wirklich zu denken war, luden uns unsere Helfer zu einer heissen Dusche (wir zitterten und hatten echt blau angelaufene Gliedmassen) und Kaffee in der besagten nahe gelegenen Fabrik/Mine ein. Wir nahmen dankend an und wussten aber nicht wie es nun weiter gehen sollte. Aber die Jungs waren so gastfreundlich, dass sie uns eine Schlafmöglichkeit in den Unterkünften der Arbeiter anboten. Natürlich absolut rustikal, aber dennoch in unserer Situation eine der besten Optionen die wir bekommen konnten irgendwo im (absoluten) Nichts. Am nächsten Morgen bekamen wir noch einmal heissen Kaffee dort und die Verantwortlichen versuchten alle möglichen Infos über unseren geplanten Streckenabschnitt einzuholen, da sich das alles immer wieder täglich ändern konnte. Fuhren sogar bis zu einer Polizei-Station, die über Funk entsprechende Kollegen kontaktierte. Die Verständigung lief z.T über Google-Translation…ja, funny! Aber letztlich was zählte bzw. hängen blieb war…bzw. wurde uns wieder einmal bewusst, dass es fuer Hilfsbreitschaft in einer fuer uns nicht ganz unkritischen Situation keine verbale Kommunikation (wirklich) braucht. Absolut grandios…ECHTE HELDEN fuer uns!!! (Anm.: wenn man das alles gesehen hat und die Männer bzw. die Umstände dort sah…sie gehörten nicht gerade zu den „situiertesten Personen“, um es mal mehr als positiv auszudrücken.)
Nach Abwägung aller Optionen bzw. der negativen Meinungen/Aussagen der Leute dort vor Ort bzgl. unseres geplanten Vorhabens zu dem entsprechende Abzweig zu kommen hatten wir dann keinen Bock mehr auf Experimente, sodass wir uns (schweren Herzens) einen Tag früher als geplant auf den Rückweg machten. Das hiess den ganzen (harten selben) Weg wieder zurück, einen geplanten schönen Teil versäumt und ein Auto unter dem Hintern, das „gezeichnet“ war und ggf. eine Menge Diskussionen bringen würde. Aber egal, zogen ordentlich durch und versuchten mit allen Mitteln die nächste Zeit unser Gefährt „trocken zu legen“, um ggf. dieser Diskussion aus dem Wege gehen zu können. Von den Beulen und Kratzern mal ganz abgesehen.
In Salta zurück, checkten wir glücklicherweise im selben Hostel wieder ein und machten uns etwas Gedanken. Letztlich…konnten wir durch eine gute Strategie (Zeit, Parkposition, Gesprächsführung etc.) jegliche Probleme/Mehrkosten abwenden…puuhhh, lucky! Somit genehmigten wir uns nach diesem „erfolgreichen“ Szenario einige „happy-drinks“. Die Weiterreise stand fuer 7:00 Uhr am nächsten Morgen an.
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Kategorien : Argentinien
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